#WDR: Vielfalt nur als PR-Faktor? Funkhaus Europa soll gekürzt werden

Der WDR will das mittlerweile einzige verbliebende Fremdsprachenformat im öffentlich-rechtlichen Radio, Funkhaus Europa, kürzen. Der Sender war lange bekannt als einer der wenigen, der die Vielfalt der Gesellschaft zumindest im öffentlichen Bekunden stark berücksichtigt. Während seiner jüngsten Sitzung beriet der Rundfunkrat am 11. Februar 2016 über die Vorlage, Funkaus Europa „unter der Leitidee eines ‚jungen europäischen Kulturradios‘ neu zu positionieren“.

Klingt innovativ, doch tatsächlich sollen bestehende Programme aus finanziellen Gründen gekürzt werden, wie die taz berichtet. Vor fast genau sieben Jahren wurde aus demselben Grund Radio-Multi-Kulti vom RBB eingestellt. Damals ging es um 1,2 Millionen Euro – eine verschwindend geringe Summe, angesichts des Gebührenaufkommens und der (teils zu viel gezahlten) Spitzenhonorare für Moderatoren wie Gottschalk.

Hier werden existierende kommunikationswissenschaftliche Studien bestätigt, die darauf verweisen, dass Vielfalt (diversity) als Querschnittsaufgabe in den öffentlich-rechtlichen Programmen meist ökonomischen Bedingungen geopfert wird. Gesellschaftliche Vielfalt ist dann etwas, dass man sich erstmal leisten können muss. Diese utilitaristische Sichtweise verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz – Einwanderer zahlen schließlich Rundfunkbeiträge und sollten folglich auch vielfältige Angebote vorfinden. In der heutigen Zeit sind gerade Angebote wichtig, die sich an Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten gleichermaßen richten. Doch auch Zielgruppenangebote haben weiterhin ihre Berechtigung. Hier allerdings neue Angebote für Flüchtlinge gegen bestehende Formate auszuspielen ist wenig zielführend, denn einerseits geht es um die Abbildung von gesellschaftlicher Realität und andererseits um Hilfestellung bei der Eingliederung der Flüchtlinge. Für den WDR ist Vielfalt wohl nur ein PR-Faktor, denn außer wohlmeinenden Broschüren und etwas Öffentlichkeitsarbeit ist kein konsistentes Konzept erkennbar.

 

19. Februar 2016 von Christine Horz
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