Griechenland-Bashing bei ARD

Die Griechenland-Berichterstattung der ARD – oder besser die durchweg tendenziöse und negative Berichterstattung in den „Brennpunkt“-Sendungen über die Schuldenkrise – bot sich aufgrund ihrer Schlichtheit schon letzte Woche als Gegenstand von Satire an.

Nun hat es die journalistische Selbstkritik immerhin in eine Kolumne geschafft.

Tom Schimmeck bemerkt in der Frankfurter Rundschau, dass der journalistische Herdentrieb in der Griechenland-Berichterstattung vor allem in der ARD, namentlich dem Bayerischen Rundfunk, deutlich zutage tritt. Die ARD-Anstalten haben ihre Korrespondenten nach Weltregionen aufgeteilt und so kommt es, dass der BR für Griechenland „zuständig“ ist.

Schimmeck schreibt:

„Kurz bevor der letzte Leser/Hörer/Zuschauer seinen Glauben an Pluralität und Tiefgang der Medien verloren hat, wird es Zeit, konkrete Vorschläge zu machen. Fangen wir bei A wie ARD an. Erstens: Teil der griechischen Tragödie Griechenlands ist, dass dieses arme Land in den Zuständigkeitsbereich des Bayerischen Rundfunks fällt. Wir alle sind nur noch einen Sigmund-Gottlieb-„Brennpunkt“ von der finalen Gebührenverweigerung entfernt. Hier muss etwas geschehen.

Zweitens, liebe ARD-Direktoren: Bei großen Medien ist es eherne Regel, Korrespondenten regelmäßig auszutauschen. Bevor sie betriebsblind werden oder sich als heimliche Regenten aufführen. Drittens, ein Dauerproblem: das Börsenstudio. Das fällt seit langem durch rituellen Irrsinn auf. Von Frankfurt aus jodelt man auf allen Radio- und TV-Kanälen der ARD tagtäglich den Dax rauf und runter, zittert mit im Zickzack der Kurven und Kurse, vermeldet schnell noch Dollar, Gold und die Umlaufrendite und liefert Sätze wie: „Die Zitterpartie um Hellas geht weiter.“ So kurzatmig, so hautnah dran an Händlern, Bankern und diesen meist erschreckend schlichten „Analysten“, dass oft jede kritische Distanz flöten geht. Ein Chef dieses Studios wurde 2011 folgerichtig Kommunikationschef der Bundesbank.

Zudem ist das Börsenstudio ein Potemkinscher Witz: Die Börse selbst wanderte schon 2008 ins nahe Eschborn ab – um Gewerbesteuer zu sparen. Der Frankfurter Saal ist pure Kulisse, nur dazu da, den Börsenmeldern Bilder und Töne zu liefern. Eine Dauerwerbesendung für die Logik der Märkte.

Mein Krisen-Reformvorschlag: schließen. Stattdessen könnte die ARD eine Redaktion schaffen, die Distanz hält zu Dax & Co. Die aufklärt und Zusammenhänge herstellt. Es wäre ein Anfang.“

Danke, wir hätten es nicht besser formulieren können.

 

 

13. Juli 2015 von Christine Horz
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