#ZDF-Fernsehrat: Freundeskreise formieren sich

Die sogenannten Freundeskreise im ZDF-Fernsehrat haben sich gefunden. Diese Schattenausschüsse treffen sich vor den Fernsehratssitzungen und fällen bereits wichtige Beschlüsse in den Hinterzimmern. Da dadurch der Fernsehrat die dort gefällten Entscheidungen meist nur noch abnickt, stehen die Freundeskreise seit langem in der Kritik. So gibt es – gemäß der politischen Linie – einen roten und einen schwarzen Freundeskreis. Hinzu kommen Ausschüsse, die ebenfalls Hinterzimmerpolitik betreiben. Boris Rosenkranz von Übermedien schreibt dazu:

„Offenbar hat zumindest der rote Freundeskreis am Donnerstag, als er sich vor der großen Gremiumssitzung im Hotel zusammensetzte, einen Vorstand gewählt – einen Vorstand für eine Hinterzimmer-Runde, die es offiziell gar nicht so richtig gibt, in der aber alles schon ausbaldowert wird. So stand gestern Abend intern beispielsweise schon fest, wer welche Pöstchen bekommen würde. Die neue Vorsitzende Thieme, wenngleich staatsfernes Mitglied, sitzt übrigens im schwarzen Freundeskreis. Aber sie soll am Abend auch mal bei den Roten vorbeigeschaut haben.

In der Pressekonferenz nach der Fernsehrats-Sitzung erklärte Thieme, die Freundeskreise hätten eine „Vorklärungsfunktion in der Querschnittigkeit des Gremiums“. Man merkt, dass sie lange dabei ist – und nichts gegen diese alten Bündnisse hat. In den Ausschüssen werde so viel beratschlagt, sagte sie, das könne man sich nicht anlesen, darüber müsse man sich austauschen. Sonst würden, wie ihr Vorgänger Polenz anfügte, die Sitzungen immer bis tief in die Nacht dauern, würde man alles dort klären. Die Auffassung, dass es sich ein Schattenausschuss handele, teile sie nicht, so Thieme.

Spannend wird, wie es in diesen Freundeskreisen nun weitergeht, und ob es Leute geben wird, die diese Runden meiden, weil sie ganz und gar unabhängig sein wollen. Für Irritation sorgte heute angeblich schon, dass es offenbar mehr Mitglieder gibt in Zukunft, vor allem jüngere, die aus der Sitzung twittern und für viel mehr Transparenz kämpfen wollen. Ein Punkt war hier zum Beispiel, ob nicht auch die Ausschüsse öffentlich tagen sollte, was gut wäre, weil dort viele Angelegenheiten beraten werden. Aber der Fernsehrat hat beschlossen, dass diese Sitzungen „grundsätzlich nicht-öffentlich“ sind. Das Wort „grundsätzlich“ steht da nun neu. Es lässt Ausnahmen zu.“

Bleibt zu hoffen, dass die neuen Mitglieder tatsächlich für mehr Transparenz und Publikumsdialog stehen – und den Mut und Willen haben, den intransparenten Arbeitsweisen im ZDF-Fernsehrat eine offenere Art entgegenzusetzen.

13. Juli 2016 von Christine Horz
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