#ZDF: Fussballübertragung als Dauerwerbesendung

Auch, wenn man kein Fussball-Fan ist, sollte die jüngste Übertragung des „Audi-Cup“ im ZDF aufhorchen lassen. In einer Kolumne spricht der Opinion-Club von der „Champions-League der Schleichwerbung“ – der Sender strahlte eine Art Dauerwerbesendung über die Spiele aus, die sportlich keinerlei Bedeutung haben. Das sehen auch die Moderatoren nicht anders:

„’Ein Titelchen‘ sei das, räumt Schneider ein, und Katrin Müller-Hohenstein bestätigt: ‚Ein schöner, kein so wahnsinnig großer Titel‘. Das ist ein öffentlich-rechtlicher Euphemismus. Tatsächlich ist dieser „Cup“ nichts anderes als eine zweitägige Werbeveranstaltung. Kaum eine Einstellung vergeht, in der nicht der Schriftzug des Autoherstellers zu sehen ist, der dieses „Turnier“ ausrichtet. Auf den Werbebanden im Stadion steht sein Name, rechts und links der Tore und natürlich auch auf allen Wänden, vor denen Trainer und Spieler interviewt werden. Die Eckfahnen sind damit bedruckt, die Leibchen der Ersatzspieler und die Kapitänsbinde von Manuel Neuer. Die Kameraleute fangen sogar regelmäßig Zuschauer mit Audi-Flaggen ein. Wahrscheinlich halten sie die für engagierte Fans.“

Auch wenn große Spiele wie der UEFA-Cup ebenfalls Sponsoren haben, sind die Ausrichter doch die Verbände.

„Diesen Anschein von Authentizität gibt sich der Audi-Cup, ausgerichtet vom Unternehmen Audi, nicht: Kommen durften in diesem Jahr der FC Bayern München (an dem Audi 8,33 Prozent besitzt), der AC Mailand (bei denen Audi „Top-Sponsor“ ist) und Real Madrid (die Audi als Sponsor aufführen). Dazu gesellte sich der Tottenham Hotspur FC, Fünfter der Premier League. Wahrscheinlich, damit bei drei Audi-Teams nicht eins gegen sich selbst spielen muss. So konnte es zwei Halbfinals geben, ein Finale und ein Spiel um Platz Drei (kleines Finale). Das ergibt vier mal 90 Minuten Audi-Werbung – plus Elfmeterschießen, Vor- und Nachberichterstattung.“

So kamen alleine am Mittwoch, dem Finaltag, etwa viereinhalb Stunden Dauerwerbesendung für den Autohersteller zusammen.

Nach ähnlichen Manipulationen dieser Art (Schleichwerbung, Rankingshows) ist es an der Zeit, dass sich die öffentlich-rechtlichen Sender endlich höhere Standards geben und sich beispielsweise von Transparency International zertifizieren lassen. Das wäre fair play.

07. August 2015 von Christine Horz
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